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Aberglaube

Bulgarien – das Aberglaubenland

"Banker besprengen ihre Büros mit Weihwasser", heißt es in der bulgarischen Tageszeitung Telegraf. Nach der Wirtschaftskrise steigt die Zahl der faulen Kredite und damit der Bankmitarbeiter, die sich um die Rückzahlung kümmern. Sie haben keine leichte Aufgabe und werden sehr oft von den Kunden beschimpft und verflucht. Um sich vor dem Zorn und dem Unheil zu schützen, greifen die Angestellten zur geistlichen Hilfe. Pfarrer nehmen Wasserweihen vor und verjagen damit die bösen Geister und die negative Energie der Schuldner. Mit 20 Euro, das ist der Preis für diese Dienstleistung der Kirche, beeinflussen die bulgarischen Banker ihr Schicksal.

Bulgaren glauben an übernatürliche Kräfte und beschwören ihr Glück mit vielen christlichen, aber auch mit abergläubischen Ritualen. Ob im Privatleben oder im Geschäft, Kismet ist Bulgaren sehr wichtig und sie tun alles, um es abzusichern. Ein bulgarisches Sprichwort besagt: "Wenn ich mit Kismet auf die Welt komme, kannst du mich auch auf den Müll werfen."

In Bulgarien feiert fast niemand seinen 40. Geburtstag, weil das Unglück bringt. Die Zahl 40 hat eine besondere Bedeutung im Volksglauben. Nach der Geburt und nach dem Tod wandert die Seele 40 Tage zwischen Himmel und Erde, bevor sie sich entscheidet, wo sie bleibt. Deshalb dürfen Menschen, die nicht zur Familie gehören, ein Neugeborenes erst 40 Tage nach der Geburt sehen. Bulgaren verabschieden ihre Verstorbenen am 40. Tag nach dem Tod mit einer zweiten Gedenkfeier.

Der Aberglaube ist in allen Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten in Bulgarien verbreitet. So wird ein Neubeginn immer mit Wasser begossen, damit die Geschäfte, die Reise, die Schule, das Studium etc. fließend laufen. Man gießt Wasser aus einem kleinen Kupferkessel vor den Füßen der Menschen aus, die den ersten Schritt drüber machen. Wenn Sie Ihre bulgarischen Geschäftspartner besuchen oder empfangen, dürfen Sie ihnen nicht die Hand über die Türschwelle reichen - das ist kein gutes Omen für Ihre Beziehung. Und wenn man einmal aus dem Büro oder Haus heraus ist, darf man nicht wieder zurückkommen, selbst wenn man etwas vergessen hat, da dies ebenfalls Unglück bringt.

Beim Essen reicht man den Salzstreuer nicht direkt in die Hand des Nachbarn, sondern stellt ihn auf den Tisch. Zigaretten dürfen nicht an einer Kerze angezündet werden, da sonst ein Seemann stirbt. Frauen dürfen ihre Taschen nicht auf dem Boden abstellen, da sie dann arm sein werden. Bulgaren klopfen dreimal auf Holz, wenn sie über Unglück oder Unfälle sprechen, damit ihnen nicht das Gleiche wiederfährt. Und wenn sie sich erschrocken haben, spucken sie dreimal in den Ausschnitt.

Wenn Sie Ihre bulgarischen Geschäftspartner fragen würden, ob sie tatsächlich an so etwas glauben, würden sie Ihnen lächelnd antworten: "Wenn es nicht hilft, dann schadet es auch nicht!" Nehmen Sie deshalb die sonderbaren Sitten der Bulgaren mit einem Zwinkern an und respektieren sie diese soweit wie möglich. Wer weiß, vielleicht ist doch etwas dran!

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